Inhaltsverzeichnis

Dienstvorschrift D 193/1

Der Infanterie-Karren … Beschreibung, Handhabungs- und Behandlungsanleitung

Vom 2.8.1941 … Berlin 1941

A. Allgemeines

Der Infanterie-Karren (If 8) ist ein einachsiges, gefedertes Fahrzeug, das im Mannschafts- oder Pferdezug verwendet werden kann. Mittels der kurzen Deichsel können mehrere Fahrzeuge hintereinander gekoppelt werden.

Der Inf. Karren dient in erster Linie zur Verladung und Mitführung der für den Zug einer Schützenkompanie auf dem Gefechtsfelde erforderlichen Waffen mit Munition und Zubehör.

Der Inf. Karren hat eine Tragfähigkeit bis zu 350 kg.

B. Beschreibung

I. Haupteile

(Bild 1 bis 4)

Der Inf. Karren besteht aus folgenden Hauptteilen:

a) dem Kastengestell,

b) den Rädern.

a) Kastengestell

Das Kastengestell a setzt sich zusammen aus dem Gestellrahmen und dem Einsatz a1.

Der Gestellrahmen ist ein aus Stahlrohr zusammengeschweißtes Gerippe, das die Räder, die Deichsel und die Kupplung aufnimmt. In ihn ist der Einsatz eingesetzt.

Jedes Rad hat eine Federeinrichtung, die aus dem Federtopf a2 und dem Schwingschenkel a3 gebildet wird. Der Federtopf besteht aus zwei Federgehäusen, die sich ineinander verschieben lassen und die eine Druckfeder einschließen. Oben am Federgehäuse ist eine Augenschraube angebracht, die durch einen Bolzen a4 am Gestellrahmen befestigt ist. Der Druck des Karrens überträgt sich über den Federtopf auf den durch Gelenk verbundenen Schwingschenkel, mithin auf das im Lager a5 aufgenommene Rad. Der Schwingschenkel selbst ist an der Unterseite des Kastengestells in einer quer zur Längsachse des Karrens befindlichen Achse a6 drehbar gelagert und wird durch Mutter a7 und Sicherungsscheibe gehalten. Ein auf der Achse des Schwingschenkels durch Paßfeder und Nut gehaltener Anschlag a8 dient bei unbelastetem Karren zur Aufnahme des Federdruckes. Ein Zurrbolzen, der federnd in einer Bohrung des Schwingschenkels gelagert ist und mit einem Knopf a9 herausragt, dient zum Festlegen des Achsschenkels.

In der Längsachse der Unterseite des Gestellrahmens ist ein stärkeres Rohr a10 angeschweißt, dessen vorderes Ende nach oben gebogen, durch ein Verstärkungsblech a11 versteift und mit einer Muffe versehen ist. Diese nimmt die Deichsel auf. Sie hat zwei Verstärkungen mit Bohrungen für den Schlüsselbolzen. Die linke Verstärkung ist zur Sicherung des Bolzens gegen Herausfallen entsprechend ausgearbeitet. Das hintere Ende des Rohres hat einen Flansch für die Befestigung der Federkupplung und zwei Anschläge, welche die Seitenbewegung des Protzhakens begrenzen.

An der Unterseite des Kastengestells sind vorn rechts und links je eine Stütze zur Abstützung des Inf. Karrens angeschweißt. Davor befindet sich je eine Riemenöse.

An der Stirnwand des Kastengestells befinden sich zwei Halter zur Aufnahme der kurzen Deichsel.

An den Seiten des Kastengestells befinden sich oben je zwei waagerechte und senkrechte Riemenösen a12.

Der Einsatz a1 dient als Laderaum für das Gerät und die Munition. Er ist aus Stahlblech und in dem Kastengestell mit Schellen befestigt. Zur Schonung des Gerätes sind auf dem Boden und an den Innenwänden des Einsatzes Holzleisten angenietet. In den Ecken hat der Boden Wasserabflußlöcher.

Die Federkupplung a13 dient zur Verbindung mehrerer Inf. Karren unter Verwendung der kurzen Deichsel. Teile der Federkupplung sind Federbolzen mit Feder, Mutter und Splint, die Platte und der Protzhaken. Die Federkupplung ist in das Rohr a10 an der Unterseite des Gestellrahmens eingesetzt und durch die Platte mit dem Flansch verschraubt.

Der vordere Schlüsselbolzen a14 dient zur Verbindung der Deichseln mit dem Inf. Karren, der hintere Schlüsselbolzen a15 sichert die in den Protzhaken eingelegte kurze Deichsel eines angehängten Inf. Karrens. Beide Schlüsselbolzen sind durch Ketten am Kastengestell befestigt.

b) Räder

Die Räder b sind gummibereift und bestehen aus der Nabe mit Achsschenkel und der aus Stahlblech geprägten Radscheibe mit Felge. Die Nabe b2 ist mit ihrem Flansch an der Radscheibe b3 durch 4 Schrauben befestigt.

Die Räder gibt es in zwei verschiedenen Ausführungen:

Die Räder der ersten Serie haben Preßstofflager, einen Lochkreisdurchmesser von 112 mm und eine Einpreßtiefe 0.

Die Räder der endgültigen Fertigung besitzen Kegelrollenlager. Hier beträgt der Lochkreisdurchmesser 100 mm und die Einpreßtiefe 36 mm.

Der Achsschenkel b1 ist in die Lagerstelle am Schwingschenkel eingesteckt und wird durch den Zurrbolzen mit Knopf festgehalten. Sein Umfang dient als Lauffläche für die Nabe. Der Achsschenkel hat hinten einen Bund und vorn ein Gewinde für die durch Federring gesicherte Rundmutter. Die Nabe ist auf den Achsschenkel aufgeschoben und wird durch die Rundmutter gehalten.

Die Radkappe schließt die Nabe von außen ab und ist durch einen Springring gesichert.

Die Bereifung (Größe 3,50 - 19) besteht aus Reifen, Schlauch und Felgenband.

Der Druck der aufgepumpten Reifen soll 1,5 Atü betragen.

II. Zugehörige Teile und Zubehör

Zu jedem Inf. Karren gehören:

a) Zugehörige Teile

1. Deichsel, kurze

(Bild 1 und 10)

Die kurze Deichsel c2 dient zum Anhängen der Inf. Karrens an den Protzhaken eines anderen Inf. Karrens. Hinten hat sie den gleichen Schaft wie die Handdeichsel. Bei Nichtgebrauch ist sie in ihren Haltern an der Stirnseite des Inf. Karrens untergebracht.

2. Gabeldeichsel

(Bild 13)

Die Gabeldeichsel c3 dient zum Transport des Inf. Karrens durch Pferdezug. Sie wird im allgemeinen jedem zweiten Inf. Karren als Ausstattung beigegeben.

Die Gabeldeichsel ist aus Stahlrohr gefertigt und endigt hinten in einem Schaft c4 mit Bohrung zur Verbindung mit der Muffe des Inf. Karrens. Am vorderen Ende des Schaftes befindet sich ein Haken für das Ortscheit. Die Gabeldeichsel ist mit dem Schaft durch ein Gelenk verbunden. Die beiden Holme haben in der Mitte je ein Gelenk, das durch einen Schlüsselbolzen c5 in gestreckter Lage festgelegt wird. Die vorderen Enden der Holme haben je eine senkrechte Öse (Aufhalteöse) für den Umgang des Sielengeschirrs sowie eine waagerechte Öse (Trageöse) für den Halteriemen des Kammkissens und den Schweberiemen (Bild 11 und 12).

3. Handdeichsel

(Bild 1)

Die Handdeichsel c1 dient zur Fortbewegung des Inf. Karrens durch Mannschaftszug. An der Unterseite der Handdeichsel befindet sich ein Rohrbogen als Stütze beim Aufsetzen auf den Boden. Die Deichsel endigt hinten in einem Schaft, mit dem sie in die Muffe des Kastengestells eingesteckt wird. Durch eine Bohrung wird der Schlüsselbolzen gesteckt und durch Drehen gesichert.

4. Ortscheit

(Bild 13)

Das Ortscheit c6 wird ebenso wie die Gabeldeichsel im allgemeinen jedem zweiten Inf. Karren als Ausstattung beigegeben. Die Länge des Ortscheits beträgt 710 mm (710 HgN 25 321).

5. Plane

(Bild 15)

Die Plane dient zum Schutze des verladenen Geräts gegen Regen und Staub. Sie wird mit Schnallgurten an dem Karren befestigt.

b) Zubehör

Das Zubehör besteht aus:

1. Zubehörkasten

(Bild 14)

Zu je 4 Inf. Karren gehört ein Zubehörkasten.

Der Zubehörkasten hat folgenden Inhalt:

2. Schnallgurte

Die Schnallgurte e dienen zum Festschnallen der in die Befestigungsvorrichtungen eingelegten Geräte.

3. Ziehseile und Ziehgurte

Ziehgurt und Ziehseil finden beim Mannschaftszug Verwendung.

III. Befestigungsvorrichtungen

(Bild 5 und 8)

Die Befestigungsvorrichtungen dienen zum Festlegen des Waffengeräts auf dem Inf. Karren. Sie bestehen aus Holz und sind je nach ihrer Verwendung mit entsprechenden Ausnehmungen versehen. An der Unterseite haben sie Klemmschrauben zur Befestigung auf dem Gestellrahmen.

Es sind folgende Befestigungsvorrichtungen vorgesehen:

  1. für vier M.G. 34 als l.M.G. (Bild 5 und 7),
  2. für den leichten Granatwerfer 36 (5cm) (Bild 8 und 9).

C. Handhabung

I. Beladen

Zum Beladen des Inf. Karrens sind zunächst die dem Gerät entsprechenden Befestigungsvorrichtungen auf dem Gestellrahmen aufzuschrauben und der Einsatz zu beladen. Dann erst sind die betreffenden Waffen in die Befestigungsvorrichtung einzulegen und mit den Schnallgurten festzuschnallen. Es ist zu beachten, daß auf die 4 l.M.G. im Inf. Karren keine harten oder schweren Gegenstände gelegt werden, da sonst die Waffen beschädigt werden. Falls die Handdeichsel nicht verwendet wird, ist sie ebenfalls in der Befestigungsvorrichtung unterzubringen (Bild 6 und 9).

Die Art des Einlegens der verschiedenen Geräte ist aus folgenden Bildern zu ersehen:

II. Verwendung im Mannschaftszug

Die Verwendung des Inf. Karrens im Mannschaftszug zeigt Bild 1.

III. Kopplung mehrerer Inf. Karren

Die Kopplung mehrerer Inf. Karren unter Verwendung der kurzen Deichsel zeigt Bild 10.

IV. Verwendung im Pferdezug

Die Verwendung der Inf. Karren im Pferdezug sowie die Beschirrung des Pferdes zeigt Bild 11. Es ist dabei darauf zu achten, daß die Gelenke der Holme mit den Schlüsselbolzen festgelegt werden.

Nach dem Lösen der Gabeldeichsel vom Inf. Karren ist die hintere Hälfte der Gabeldeichsel mit Ortscheit nach vorn zu klappen und am Reiterfuttersack auf dem Rücken des Pferdes zu befestigen. Die zusammengeklappte Deichsel soll am Gelenk durch den hinteren Schweberiemen gehalten werden (Bild 11 und 12). Der Schlüsselbolzen ist wieder einzustecken.

D. Behandlung

I. Radwechsel

Zum Radwechsel wird der Knopf des Zurrbolzens (Bild 2, a9) bis zum Anschlag zurückgezogen und das Rad aus dem Radlager gezogen. Um das Radlager vor Verschmutzung zu schützen, muß während des Radwechsels das Kastengestell unterstützt werden. Nach Aufstecken des neuen Rades ist darauf zu achten, daß der Zurrbolzen wieder in die Rast des Achsschenkels einrastet.

II. Reifenpannen

Reifenpannen werden wie bei Krafträdern behoben. Der Mantel wird wird mit Hilfe des Aufzieheisens abgenommen und der Luftschlauch mit den im Zubehörkasten befindlichen Gummiinstandsetzungsmittel in der üblichen Weise ausgebessert.

III. Instandhaltung

Bei der Instandsetzung des Inf.Karrens ist besonders darauf zu achten, daß in den Ecken kein Schmutz oder keine Feuchtigkeit sitzenbleibt, da hierdurch das Verrosten begünstigt wird. Nach dem Reinigen mit Wasser sind alle Teile des Wagens mit Lappen zu trocknen. Der Farbanstrich darf nicht geölt oder gefettet werden. Brüche an der federnden Lagerung, Verbiegungen von Bolzen sowie Verlust der Schlüsselbolzen sind umgehend durch den Waffenmeister zu beheben.

Die Schmierung der Räder erfolgt durch den Waffenmeister, da hierzu die Nabe zerlegt werden muss.

Beschädigungen am Farbanstrich sind, um einem Verrosten vorzubeugen, baldigst auszubessern.

E. Instandsetzung und Ersatz

Alle Instandsetzungen sind durch den Waffenmeister auszuführen.

Sofern Ersatzteile nicht selbst gefertigt werden können, müssen sie auf dem vorgeschriebenen Nachschubdienstwege angefordert werden.

F. Bespannung

Zur Bespannung gehören:

Beschreibung der Pferdeausrüstung siehe H. Dv. 476/2.

Die Deichselholme werden von den Scherriemen getragen. Sie werden am Kammkissen in die Ringe für die Oberblattstrippen so eingeschnallt, daß sie vor den Oberblattstrippen liegen. Die Schnallen der Scherriemen liegen dabei dicht an den Ringen, die Schnallstrippen zeigen nach unten.

Die Scherriemen müssen so verschnallt sein, daß die Aufhalteösen der Deichselholme auf dem Brustblatt liegen. Bei dieser Lage der Deichselholme wirkt in unebenem Gelände bei plötzlichen Paraden in den Wendungen ein Stoß der Deichselholme auf das Brustblatt und nicht unmittelbar auf den Pferdekörper aus.

Die Umgangsstrippen werden durch die Aufhalteösen an den Deichselholmen durchgeschlauft und am Umgang so eingeschnallt, daß beim Aufhalten der Umgang und nicht die Scherriemen das Fahrzeug aufhalten. Die Umgangsstrippen liegen zwischen den Scherriemen.

Der Schwunggurt liegt unter dem Pferdeleib, wird hinter den Scherriemen um die Deichselholme geschnallt und verhindert deren Hochschlagen. Die seitlich an den Deichselholmen angebrachten Trageösen begrenzen das Verschieben von Scherriemen und Schwunggurt.

Bei Zaumzeug 22 (vereinfacht) werden die Schnallstrippen der Backenstücke in die inneren Ringe des Doppelringtrensengebisses eingeschnallt. Bei aufgelegtem Zaumzeug liegt das Doppelringtrensengebiß an den Maulwinkeln an, ohne diese hochzuziehen. Werden die Trensenzügel nur in die äußeren Ringe geschnallt, so ist scharf geschnallt; werden sie in beide Ringe geschnallt, ist weich geschnallt.

G. Maße und Gewichte

1190 mm

990 mm

860 mm

730 mm

785x565x290 mm

1050 mm

81,5 kg

350 kg

3,50-19

Unterschrift

Berlin, den 2.8.41

Oberkommando des Heeres

Heereswaffenamt

Amtsgruppe für Entwicklung und Prüfung

Koch